
Rushes
30. April – 26. Juli 2025Die Gruppenausstellung Rushes, kuratiert von Juliette Desorgues und Raoul Klooker, untersucht die ständige Einwirkung bildschirmbasierter Technologien auf unseren Alltag, in dem private und öffentliche Sphären zunehmend miteinander verschmelzen. In Anlehnung an den Begriff „rushes“, der in der Video- und Filmproduktion noch ungeschnittene Filmsequenzen bezeichnet, reflektiert der Titel das gemeinsame Interesse der Künstler*innen an der Unmittelbarkeit, die der Aufnahme und Übertragung mit handelsüblichen Geräten innewohnt.
Die in Rushes versammelten Arbeiten ziehen eine zeitgenössische Parallele zur analogen Videokunst der späten 1980er und frühen 1990er Jahre – deren zentraler Bezugspunkt das Fernsehen als Massenmedium für Verbreitung von Informationen, Ideologien und Popkultur war – und konzentrieren sich auf jene Mobilgeräte, die täglich zum Aufnehmen, Abspielen und Teilen von Daten und digitalem Bewegtbild verwendet werden. In einer Zeit, in der digitale Sphären zunehmend mit Desinformation, Überwachung und reaktionärer Politik assoziiert sind, zeugt Rushes von einem geschärften Bewusstsein für diese Verschiebungen und ihre soziopolitischen Implikationen.
Statt Erlebtes direkt abzubilden, untersuchen die gezeigten Arbeiten, oft mit sarkastischem Unterton, wie zeitgenössische Medien die Wahrnehmung verzerren können. Ad-hoc-Aufnahmen von Smartphones und Spionagekameras, Livestreams und Found Footage täuschen eine unmittelbare Zeugenschaft vor und unterlaufen gleichzeitig die klare Trennung zwischen Inszenierung und Wirklichkeit.
Die präsentierten Künstler*innen arbeiten mit günstigen, leicht zugänglichen und aus dem Alltag gegriffenen Materialien. Gemeinsam ist ihren Arbeiten eine Ästhetik, die Monumentalität entweder umgeht oder gezielt unterläuft. Neu produzierte und bestehende Werke, von denen mehrere eigens für die Ausstellung neu konfiguriert wurden, erzeugen Reibungspunkte mit den historisch aufgeladenen Räumlichkeiten und ihrer Architektur, die in der Geschichte des deutschen Faschismus verwurzelt ist.
Die ausgestellten Werke orientieren sich am Maßstab des menschlichen Körpers, der häufig als indirekte Präsenz dargestellt wird: in Form von Händen, die nach Dingen greifen, bis hin zu handlichen Interfaces und Geräten, die von Berührungen gekennzeichnet sind. Statt sich von den Technologien unseres täglichen Lebens formen zu lassen, lädt Rushes dazu ein, sie sich auf neuem Wege anzueignen und umzudenken.
Rushes eröffnet in der Woche der 21. Ausgabe des Gallery Weekend Berlin bei Fluentum. Die Ausstellung wird von einem Text der amerikanischen Autorin Stephanie LaCava begleitet.