
DISSONANCE
11. September – 13. Dezember 2025Jordan Strafer schafft in ihren Werken unbehagliche Szenarien, in denen Intimität und Spektakel aufeinandertreffen und Anziehung mit Abscheu kollidiert. Dabei legt sie Mechanismen von Macht und Repräsentation offen, die soziale Realitäten formen und die öffentliche Meinung beeinflussen. Ihr multimediales Werk, das Video, Installation, Skulptur und Zeichnung umfasst, verbindet persönliche und fiktive Erzählungen mit historischen Dokumenten und vermischt die Bildsprachen von Kino und Fernsehen.
Die Ausstellung bei Fluentum ist eine Erweiterung ihrer seit 2023 entstehenden Filmreihe Loophole, deren erste beiden Kapitel, LOOPHOLE (2023) und DECADENCE (2024), als fortlaufender Film präsentiert werden. Sie werden durch skulpturale und architektonische Interventionen und die neue Auftragsarbeit DISSONANCE (2025) ergänzt.
Loophole kreist um die fiktionalisierte Darstellung eines viel beachteten Vergewaltigungsprozesses im Florida der 1990er Jahre und seine unmittelbaren Folgen. Eine heimliche Affäre zwischen dem Strafverteidiger Ray und der Geschworenen Lisa wird zum zentralen Schlupfloch (engl.: loophole) der Geschichte – eine Metapher dafür, wie Begierde, Versuchung und Komplizenschaft den Gerichtssaal unterlaufen. Statt Justiz als ein Ideal darzustellen, das korrumpiert wird, unterstreicht Strafer die Hinfälligkeit des Rechtssystems. Gerichtsverfahren, insbesondere Verfahren zu sexueller Gewalt, sind niemals wirklich neutral. Sie sind von patricharchaler Gewalt geprägt, die auch der Sprache innewohnt, in der „Fakten“ präsentiert werden. Der Prozess ist bei Strafer weniger eine Suche nach der Wahrheit als eine Performance mit künstlichen Rollen und vorgeschriebenem Ausgang. Die Affäre funktioniert ambivalent, indem sie einerseits betont, wie unerreichbar Gerechtigkeit für Betroffene bleibt, und andererseits auch die Normen erschüttert, unter denen ein Urteil zustande kommt.
Für DISSONANCE hat Jordan Strafer eine ortsspezifische Installation geschaffen, die eine weitere Art von Fernsehtribunal verkörpert: ein 1990er Jahre Talkshow-Studio im Jenseits, dessen noch unbearbeitete Fälle bis in die späten 1940er-Jahre zurückreichen. Dieses Studio dient als Schauplatz des gleichnamigen Films, der während der Eröffnung vor Publikum gedreht wurde. In der Hauptrolle ist der renommierte Film- und Theaterschauspieler Jim Fletcher zu sehen, der Ray in Loophole spielt. In DISSONANCE (2025) tritt er als amerikanischer Soldat aus dem Zweiten Weltkrieg und Selbsthilfe-Guru auf, der das Publikum auf eine meditative Reise begleitet.
Ab dem 24. Oktober 2025 wird DISSONANCE (2025) als Teil der Ausstellung gezeigt, begleitet von einem Veranstaltungsprogramm, das weitere Einblicke in das Werk von Jordan Strafer bietet. In Kooperation mit dem AlliiertenMuseum Berlin wird der Film A Matter of Life and Death (1946) von Powell und Pressburger präsentiert, ein Gerichtsdrama im Jenseits, das eine zentrale Referenz für Loophole ist.
Kurator: Raoul Klooker
Assistenzkuratorin: Janika Jähnisch
Partner
Medienpartner
Ausstellungsansichten Fluentum, 2025. © Fotos: Stefan Korte.
Kurator: Raoul Klooker
Assistenzkuratorin: Janika Jähnisch
Partner
Medienpartner