Ayumi Paul, 2025

there is always sunrise (Haus am Waldsee)

Auf Einladung, eine Installation zum 80-jährigen Bestehen des Hauses am Waldsee zu schaffen, wandte sich Ayumi Paul den Gesängen der Vögel zu, die den Skulpturenpark des Museums bewohnen, um einen uralten Puls nachzuzeichnen, der bis heute nachhallt. Im Morgengrauen erklingen die Stimmen der Vögel in einer präzisen Reihenfolge – einer Abfolge, der sie in der Region Berlin seit dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 11.000 Jahren folgen. In ihnen hallt die mehr als 150 Millionen Jahre alte Geschichte der Vögel wieder, die sich seit dieser Zeit in Brandenburg ausgebreitet haben.

Am Morgen des 21. Juni 2025 – dem längsten Tag des Jahres – nahm Paul von 3:35 Uhr bis zum Sonnenaufgang um 4:44 Uhr die Geräuschkulisse des Skulpturenparks auf. Die Aufnahme fängt den ersten Vogelgesang dieses Tages ein, die ankommende S-Bahn am Mexikoplatz, das Rascheln von Blättern und Unterholz, das Summen von Insekten, einen Frosch und eine Ente, und allmählich – als würde sie sich dem Licht anpassen – die anschwellende Polyphonie der Vögel.

Obwohl die Stadtentwicklung diesen Morgengesang verändert hat, bleiben Erinnerungen an seine Struktur erhalten. there is always sunrise (Haus am Waldsee) macht diese Kontinuität hörbar: ein Klangbild, das sich über Jahrtausende hinweg entwickelt hat und mit den neueren Geräuschen menschlicher Präsenz verwoben ist. Es markiert den Ausgangspunkt von Pauls Bestreben, die Geschichte des Hauses am Waldsee nicht innerhalb menschlicher oder institutioneller Lebensspannen, sondern innerhalb der Intertemporalität von Millionen von Jahren neu zu schreiben.

Register (FL//091)

there is always sunrise (Haus am Waldsee)
Ayumi Paul
2025
3/12+2
Audio, Stereo-Audio
1 Std. 9 MIn. 14 Sek.