
Rough Trade
In Rough Trade dienen verschiedene Schauplätze als Kulisse für Szenen, die an Erik Schmidts frühere Filme erinnern. Die Handlung beginnt in seiner Wohnung, wo er eine Tasche mit Erinnerungsstücken, Wertsachen und Geldbündeln packt. In Anzug und Mantel verlässt er eilig das Haus. Ein barocker Springbrunnen, ein Tennisplatz, ein Großraumbüro und seine Wohnung werden zu Schauplätzen, an denen der Protagonist – Schmidts Alter Ego – auf Figuren trifft, die ebenfalls an frühere Werke erinnern. Mit ihnen spielt, streitet, kommuniziert und kämpft er.
Schmidt inszeniert vertraute Handlungen neu, geht zugleich neue Wege und lädt das Publikum ein, ihn auf seiner beschwerlichen Reise durch Berlin zu begleiten – ein Versuch, sich von seiner Vergangenheit zu befreien. Rough Trade eröffnet ein neues Kapitel in Schmidts audiovisuellem Schaffen. Der Film bricht mit der linearen Erzählweise und reiht stattdessen Szenen aneinander, die wie eine Traumlandschaft aus emotional aufgeladenen Momenten und intimen Begegnungen wirken. Schmidt erkundet darin Themen wie Macht, Kontrolle und den Wunsch, einer Welt zu entfliehen, die scheinbar am Abgrund steht.
Rough Trade inszeniert eine poetische Konfrontation zwischen persönlichen und gesellschaftlichen Spannungen, die intensiv und schwer fassbar zugleich ist, sodass die Zuschauer*innen das Geschehen erleben, ohne es vollständig zu begreifen. Der mit dem Handy aufgenommene Film schafft eine unruhige Dynamik, die an die Logik sozialer Medien erinnert: ein endloser Strom von Bildern, der einerseits die Wirklichkeit zeigt und andererseits eine visuelle Parallelwelt schafft.
— Yara Sonseca Mas
Register (FL//094)
Rough Trade
Erik Schmidt
2025
1/5+2
1-Kanal-Video, Farbe, Stereo-Audio
3840px x 2160px, 9 Min. 55 Sek.