
Glow
Die Frau, die wir in Stefan Panhans’ Glow bei einem endlosen, ganz besonderen „One-Level“-Training auf einem Crosstrainer sehen, führt seltsame, abenteuerliche Manöver aus, die an Videospiele erinnern, als würde sie unsichtbaren Flugobjekten ausweichen. Mit ihrem frisch gewaschenen und perfekt gestylten Haar, ihrem stylischen Fitness-Outfit, ihrem makellosen Make-up, ihrem Pulsmesser und – last but not least – ihrem Rucksack mit Trinksystem wirkt sie seltsam übertrieben gekleidet und ausgerüstet. Darüber hinaus führt sie einen entfremdeten, geflüsterten, geheimnisvollen inneren Monolog, der ständig anschwillt und wieder abebbt und aus dem wir nur wenige Wortfetzen heraushören können. Auf ihrer Schulter befindet sich eine Stelle, die wie ein großer Bluterguss aussieht. Der unscharfe Hintergrund erinnert sowohl an einen Kindergarten als auch an ein Lagerhaus und wird von Flaggen verschiedener Nationen „gerahmt”.
Der Soundtrack verstärkt das verinnerlichte Repertoire dramatischer Formen. Er mischt Ennio Morricone und andere Zitate aus Westernfilmen mit einem fast esoterischen, sphärischen Synthesizer, steigert die Spannung, ohne jedoch den Höhepunkt zu erreichen, den wir aus den üblichen filmischen Erzählstrukturen kennen. Der Soundtrack wirkt der Gesamtstimmung auf ambivalente Weise entgegen und verstärkt das unheimliche Gefühl, wenn wir das Werk etwas länger betrachten.
Register (FL//094)
Glow
Stefan Panhans
2006
3/5+2
1-Kanal-Video, Farbe, Stereo-Audio
720px x 568px, 12 Min. 35 Sek.